Samstag, 24. Januar 2015

Männer leiden anders

Mein Lebenspartner ist beruflich viel unterwegs. Gerade ist er auch nicht zu Hause, aber wir telefonieren jeden Abend miteinander. Ich kann das gut aushalten, denn das Alleinsein macht mir gar nichts aus, im Gegenteil. Ich genieße die Ruhe, kann mir meinen Tag so einteilen wie es mir gefällt und irgendwann kommt er ja wieder, das ist sicher.

Gestern Abend rief er an. Schon an den ersten Worten merkte ich, dass etwas nicht in Ordnung ist.
Gequält klang seine Stimme und schon im zweiten Satz mussten wir das Gespräch unterbrechen, weil ihn ein heftiger Husten reizte. Dementsprechend gereizt war dann später auch die Stimmung im Gespräch.

"Ich leide hier und dir macht es gar nichts aus!", warf er mir vor, als ich begeistert von den bunten Vorhängen und den Fortschritten der Handwerker erzählte.
"Ich wollte dich nur etwas aufmuntern", antwortete ich zerknirscht und fühlte mich schuldig. (Immer fühle ich mich schuldig, dabei kann ich für seine Erkältung nun wirklich nichts)
"Sorry, Schatz!" Du kannst ja nichts dafür!", sagte er dann auch, so, als hätte er meine Gedanken gehört. "Mir geht es nur so schlecht, dass ich am liebsten die Reise abbrechen würde und zu dir nach Hause käme!"

Wir plauderten noch ein wenig, er stöhnte zwischendurch immer wieder, dann wünschte ich ihm eine gute Nacht und verabredeten uns für heute Abend.
"Falls ich dann noch lebe!", sagte er und legte auf.
Männer leiden anders, das habe ich kürzlich noch irgendwo gelesen. Ich beruhigte mich mit dem Gedanken, dass es "nur" eine Erkältung ist und vom Sterben keine Rede ist.

Heute fühle ich mich ein wenig matt, die Nase kribbelt und der Hals ist trocken. Außerdem habe ich Gänsehaut am ganzen Körper und die Gesichtshaut spannt und brennt.
Kann man sich durchs Telefon anstecken? Oder sind das Folgen vom schlechten Gewissen, weil ich so froh war, dass er hunderte von Kilometern weit weg ist?
Ich rufe ihn gleich mal an, vielleicht wird es dann besser!


2 Kommentare:

  1. Du siehst mich grinsen, liebe Annemie. Du gibst ein Szenario wieder, das sich haargenau so bei uns in den letzten drei Tagen abspielt(e) und abspielt. Nur dass der Leidende nicht außer Hause weilt, sondern leidend hier neben mir im Sessel, warm eingepackt, mit traurigem Blick.
    Und ehrlich, für einige Momente heute hat mich das Leid auch ergriffen, nein, es ergreift mich die ganze Zeit schon. Ich meine, ich hatte mich plötzlich auch so leidvoll leidend gefühlt und war voller Panik diese Gruselkrankheit, die sich Erkältung nennt, auch zu kriegen. Viel viel Ingwertee mit Honig und viel Mineralwasser haben mich - für heute - gerettet. Du darfst mir gerne die Daumen drücken, dass es so bleibt.

    Grinsegruß von Sally

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    1. Hallo liebe Sally,
      dann hoffe ich doch sehr, dass es dir heute gut geht und dich der Virus nicht eingeholt hat. Ganz ehrlich: ich bin froh, dass ich nicht die Krankenschwester mimen muss diesmal. Ich "kümmere" mich per Telefon und es geht ihm auch schon wieder besser, so dass er heute seine Geschäftstermine wahrnehmen kann. Ein Glück ist das, ein großes!
      Ich habe bei dir gelesen, dass du auch einen Hund hast - ich auch. Meiner weilt allerdings momentan noch bei meiner Mutter, da ich ihm den Umzug nach hier nicht zumuten wollte, ich meine die Unruhe, die damit verbunden war. So langsam wird es hier ruhiger und am nächsten Wochenende werden wir unsere Hündin "Lotte" zu uns holen - endlich!
      Hab einen schönen Tag und eine schöne Woche
      Annemie

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